"Revolution in Lippe. 1918 und der Aufbruch in die Demokratie"

Buchvorstellung zur Ausstellung im Lippischen Landesmuseum

Julia Schafmeister, Michael Zelle und Dr. Bärbel Sunderbrink (die Herausgeber; erste Reihe, v.l.n.r.), Dieter Zoremba, Oliver Klute, Hans-Joachim Keil und Andreas Ruppert (zweite Reihe, v.l.n.r.) stellten das Buch "Revolution in Lippe. 1918 und der Aufbruch in die Demokratie" vor.

Mit der Revolution von November 1918 wurde Deutschland eine Republik. Innerhalb weniger Tage dankten der deutsche Kaiser und die Fürsten der Bundesstaaten ab. Für Lippe sind diese stürmischen Tage erstaunlich gut in den Archiven überliefert. "In Nordrhein-Westfalen ist dies einzigartig", weiß Detmolds Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink.

In dem Sammelband "Revolution in Lippe. 1918 und der Aufbruch in die Demokratie" beschreiben Autoren die Geschehnisse und Hintergründe der Revolution in Lippe. In ihren Beiträgen hinterfragen sie die Erzählung, dass Heinrich Drake die zentrale Person in der Revolution gewesen sei (Prof. Dr. Wilfried Reininghaus). Zwar war die SPD unter dem Lemgoer Parteiführer Clemens Becker die führende Kraft in Lippe, arrangierte sich aber anders als in den revolutionären Zentren mit den Liberalen. Gemeinsam bildeten sie einen Volksrat, der bis in den Frühjahr die Geschicke es Landes steuerte. Neu bewertete wird die Rolle des führenden Liberalen und Vertrauten des Fürsten, Adolf Neumann-Hofer (Dr. Joachim Keil). Institutionen wie das Militär (Dr. Andreas Ruppert) und die Kirche (Dr. Frank-Oliver Klute) standen der Revolution skeptisch gegenüber. Eine große Chance bedeutete die Einführung des Frauenwahlrechts (Dr. Bärbel Sunderbrink), um die es unerwartete Konflikte gab. Am Beispiel Blomberg werden die Entwicklungen in einer von einer regen Sozialdemokratie geprägten lippischen Kleinstadt dargestellt (Prof. Dr. Ulrich Meier und Dieter Zoremba). Ein persönliches Bild auf Leopold IV. dokumentiert dessen Tagebuch (Dr. Stefan Wiesekopsieker). Die Veröffentlichung schließt mit einem Gespräch mit Stephan Prinz zur Lippe.

Für Detmold hatte die Revolution eine besondere Bedeutung: Aus der Residenzstadt eines Fürstentums wurde der Regierungssitz eines Freistaates. Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink berichtet, wie die Revolution von Sozialdemokraten nach Detmold getragen wurde. Die Roten Fahnen als Zeichen der Revolution waren heftig umstritten. Andererseits wurden fürstliche Symbole beibehalten und schmückten weiterhin die Fassaden des wiederaufgebauten Theaters (Dr. Joachim Kleinmanns) und der nur wenige Jahre bestehenden Fürst Leopold-Akademie (Prof. Dr. Carsten Doerfert).

In der Revolution wurden Weichen für die Gegenwart gestellt. Demokratie garantiert heute im Land und in den Kommunen allen Bürgerinnen und Bürgern ein politisches Mitspracherecht. Doch auch die Vergangenheit als Fürstentum prägt weiterhin die regionale Identität. In Detmold lebt die Familie zur Lippe im ehemaligen Residenzschloss und mit dem Landestheater prägt eine einst fürstliche Kultureinrichtung das Kulturleben.

Das Buch erscheint zur Ausstellung "Revolution! Lippe 1918 - Aufbruch in die Revolution" im Lippischen Landesmuseum. "Nicht alles, was in den Archiven überliefert ist, konnten wir in der Ausstellung präsentieren", so die Herausgeber Julia Schafmeister, Dr. Bärbel Sunderbrink und Dr. Michael Zelle. Das Buch vertieft Themen und bewahrt die Geschichte über die Ausstellung hinaus. Gefördert wird es von der LWL-Kulturförderung, dem Lippischen Heimatbund, dem Naturwissenschaftlich und Historischen Verein für das Land Lippe sowie vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Es ist erschienen im Verlag für Regionalgeschichte und kann im Buchhandel und in der Tourist-Info für 19 Euro erworben werden.