"Ein starkes Bekenntnis für Erinnerung und Gedenken, aber auch für Wachsamkeit und Toleranz!"

"Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz, Antisemitismus darf in unserer Gesellschaft nie wieder einen Platz haben!" Das ist die wichtigste Botschaft, die am Tag des Gedenkens an den 9. November 1938 auch von Detmold aus in die Welt getragen wurde.

Mehr als 400 Teilnehmende kamen in die Lortzingstraße - zu dem Ort, an dem vor 85 Jahren die Neue Synagoge in Brand gesetzt und vernichtet wurde.

Zur zentralen Gedenkveranstaltung, die seit 1988 jedes Jahr am 9. November an diesem Ort begangen wird, hatte die Stadt Detmold gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eingeladen. "Heute, an diesem 9. November des Jahres 2023, erscheint die Erinnerung an den Völkermord an den europäischen Juden nach dem furchtbaren Terrorakt der Hamas gegen Israel wichtiger denn je und steht in direkter Verbindung mit der Solidarität zum israelischen Staat", sagte Bürgermeister Frank Hilker und bedankte sich bei den Anwesenden für ihre zahlreiche Teilnahme. Dies sei "ein starkes Bekenntnis für Erinnerung und Gedenken, aber auch für Wachsamkeit und Toleranz".

Wie in vielen deutschen Städten, so loderte auch in Detmold in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 das Feuer aus dem jüdischen Gotteshaus. Es war von führenden Nazis der Stadt gegen zwei Uhr nachts gelegt worden. Die Synagoge brannte vollständig nieder. Und noch während die Trümmer rauchten, wurden jüdische Männer in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert.

Pfarrerin Bettina Hanke-Postma, Beauftragte für jüdisch-christliche Begegnungen der Lippischen Landeskirche, trug am Ort des Erinnerns ihre Gedanken zum 9. November bei und beleuchtete dabei besonders die aktuelle Situation in Israel und dem Gaza-Streifen nach dem Terrorangriff der Hamas: "Antisemitismus und Rassismus sind in keiner Richtung eine Option", so Bettina Hanke-Postma. Sie forderte die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, klar und deutlich Stellung zu beziehen, wenn gegen Juden, aber auch gegen Muslime gehetzt werde. Mitglieder der Evangelischen und Katholischen Jugend Lippe verlasen Biografien von Detmolder Jüdinnen und Juden, die im Holocaust umgekommen waren. Sie legten einen Kranz nieder, ehe sich die Teilnehmenden auf den stillen Weg zur Gedenkstätte an der Exterstraße begaben.

Dort angekommen, trugen Schülerinnen und Schüler des Stadtgymnasiums und des Grabbe-Gymnasiums einen bewegenden Beitrag vor, in dem sie gemeinsam mit der heute in Detmold lebenden Joanne Herzberg an deren Vater Fred Herzberg und seine Lebensgeschichte erinnerten. Fred (Fritz) Herzberg verließ 1939 mit einem jüdischen Kindertransport Deutschland. Seine gesamte Familie wurde im Holocaust ermordet.