"Frauen in die Politik!" - Umfrage-Ergebnisse zeigen Gründe für die weibliche Zurückhaltung auf

Frauen fehlen in der Kommunalpolitik. Das ist ein Zustand, der sich hartnäckig hält. Wer etwas an diesem Umstand ändern möchte, der muss zunächst verstehen, welche hemmenden Umstände, aber auch welche fördernden Bedingungen es gibt, die Frauen den Weg in die Politik bahnen - oder eben verwehren. 

Wer könnte das besser einschätzen als Menschen, die bereits politisch aktiv sind? Deshalb hatten die Gleichstellungsstellen der Städte Detmold, Arnsberg, Gütersloh, Minden und Lippstadt im vergangenen Herbst eine Umfrage initiiert, an der sich 1.267 Kommunalpolitikerinnen und -politiker beteiligt haben. In Anwesenheit der Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Josefine Paul, deren Haus die Studie gefördert hat, sind die Ergebnisse der in dieser Form ersten bundesweiten Umfrage jetzt in der Detmolder Stadthalle vorgestellt worden.

Dabei wurde deutlich, dass insbesondere die persönliche Ansprache und entsprechende Vorbilder eine große Rolle dabei spielen, ob sich Frauen für ein kommunalpolitisches Engagement entscheiden oder nicht. Interessant auch: Mehr als drei Viertel der befragten Frauen waren zuvor bereits ehrenamtlich engagiert.

Was die Studie auch zeigt: Es gibt eine Reihe von Faktoren, die eher verhindern, dass Frauen sich für eine Mitarbeit in der Kommunalpolitik entscheiden. Zu lange andauernde und zeitlich ungünstig liegende Sitzungen sind für 80 Prozent der befragten Frauen eher ein Problem. Dicht gefolgt von dem Eindruck, dass in den Medien oft unsachlich über das kommunalpolitische Geschehen berichtet wird (76 Prozent).

Ein weiteres Hindernis: Etwa die Hälfte der Befragten kritisiert den respektlosen Umgangston. Teilweise unterschiedliche Gewichtungen gibt es bei Frauen und Männern im Hinblick auf die Frage nach der Kommunikation und dem Umgang miteinander. 48 Prozent der Frauen beobachten bei Männern ein dominantes Redeverhalten. Die Männer selbst stimmen dieser These hingegen nur mit 9 Prozent voll und ganz zu.

Aber auch scheinbar geschlechterspezifische Unterschiede machen es Frauen aus sich selbst heraus schwerer, einfach forsch voran zu gehen und sich politisch einzubringen. Während sich bei den Männern etwa die Hälfte der Befragten zuvor Gedanken darüber gemacht hat, ob sie das, was man von ihnen erwartet, überhaupt können, haben sich deutlich mehr, nämlich 67 Prozent der Frauen, anfangs diese Frage gestellt. Und während immerhin 39 Prozent der Frauen zu Beginn eher Bedenken hatten, in der ersten Reihe zu stehen, empfanden dies lediglich 13 Prozent der befragten Männer als Problem.

Was kann man tun? "Frauen ermutigen, in die Kommunalpolitik zu gehen, denn ihre Erfahrungen sind gefragt und ihre Selbstzweifel unbegründet. Die Sorge, in den neuen Medien persönlich angegangen zu werden, ist bei Frauen ausgeprägter. In der Realität machen Frauen diese Erfahrung allerdings seltener, als die Medien dies vermitteln. Das jedenfalls zeigen die Ergebnisse der Befragung", erklärt Regina Homeyer.

Eine große Erleichterung wäre es darüber hinaus, die Chancen der Digitalisierung besser nutzen zu können und Sitzungen hybrid anzubieten. Das würde insbesondere den Frauen, die sich um die Vereinbarkeit von Familie und politischem Engagement sorgen, den Einstieg erleichtern. Regina Homeyer: "Auch wichtige Informationen, wie zum Beispiel der Umstand, dass Kinderbetreuungskosten, die im Zusammenhang mit einem politischen Mandat entstehen, getragen werden, müssen besser bekannt gemacht werden."

Die ausführliche Ergebnispräsentation finden Sie hier: EAF Berlin_Umfrage Detmold_Veranstaltung