"Bäume und Steine überzeugen"

Lesung mit Musik aus "Bei uns in Auschwitz"

Frank Meier (rechts) las Ausschnitte aus "Bei uns in Auschwitz" von Tadeusz Borowski, Joanne Bialek begleitete ihn musikalisch auf dem Bajan

"Klare, selbstquälerische Erzählungen" nannte Imre Kertesz, Nobelpreisträger für Literatur und Überlebender des Holocaust, anerkennend den Erzählband "Bei uns in Auschwitz" des polnischen Schriftstellers und ebenfalls Holocaust-Überlebender Tadeusz Borowski (1922-1951). Auch der Historiker und Rezitator Frank Meier, der Auszüge aus dem Buch vortrug, sagte zu Beginn der Lesung: "Die Darstellung ist sehr beklemmend und bedrückend. Borowski findet sehr harte Worte."

Der Erzählband "Bei uns in Auschwitz" ist ein Versuch Borowskis, seine Erlebnisse als Häftling mehrerer Konzentrationslager zu verarbeiten. "Das ist, als wollte ich Bäume und Steine überzeugen" - so befremdlich erschien es Borowski, nach einer angemessenen Sprache für das zum Alltag gewordene Grauen zu suchen. "Bei uns in Auschwitz" gilt wegen seiner beklemmend genauen Darstellungsweise und seines einzigartigen Tonfalls als moderner Klassiker. Erzählt wird aus der Sicht des Kapos, der als Häftling und Aufsichtsperson im Konzentrationslager zwischen seinen Mithäftlingen und deren Mördern steht. Dabei verzichtet Borowski auf eine klare Trennung zwischen Opfer und Täter. Wenige Jahre nach der Fertigstellung des Erzählungsbandes verübte Tadeusz Borowski im Alter von 28 Jahren Suizid.

Frank Meier gab über die Lesung hinaus Hintergrundinformationen zur Biografie Borowskis und ordnete die Erzählungen und Ausschnitte in einen Kontext ein. Joanne Bialek gab der Lesung den musikalischen Rahmen mit unversöhnlich klingender Musik auf dem Bajan (einer Art Akkordeon), unter anderem mit der "Gulag"-Suite von Viktor Vlasov und "Flashing" von Arne Nordheim. Veranstaltet wurde die Lesung im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum 27. Januar von der Buchhandlung Kafka & Co und der Stadt Detmold.

Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe um den 27. Januar und das vollständige Programm finden sich hier: Link zur Seite Erinnern 27.1.2017